Wie
sehen sie die momentane Situation in der wissenschaftlichen
und in der praktische Sportpsychologie?
Die Sportpsychologie ist in ihrer Gesamtheit zu stark in einem
positivistisch und naturwissenschaftlich orientierten Wissenschaftsverständnis
verhaftet. Diese Orientierung ist im besonderen Masse im angelo-amerikanischen
Bereich ausgeprägt, was sich durch Forschungsprojekte ausdrückt,
deren Problemstellungen eine stark begrenzte (Variablenkontrolle)
und z.T. praksisferne Perspektive haben. Die Diskursive Psychologie,
die stärker auf ein postmodernes Wissenschaftsverständnis
bezogen ist und damit auch stärker qualitative Forschungsmethoden
verwendet, hat bisher in der Sportpsychologie wenig Verbreitung
gefunden. Eine Orientierung auf das Diskursive hätte den Vorteil,
dass aktuelle, soziale und menschliche Probleme und damit
die Lebenswelt aller Beteiligten im Sportbetrieb viel stärker
in den Mittelpunkt gerückt werden könnten.
Der auf Sportpraxis und Anwendung ausgerichteten Sportpsychologie
fehlt die klare Beziehung zur wissenschaftlichen Sportpsychologie
und umgekehrt. Oftmals sind Wissenschaft und Praxis in der
Sportpsychologie (wie übrigens auch in der Mutterdisziplin
Psychologie) zwei mehr oder weniger autonome Bereiche. Eine
Verflechtung von Praxis und Theorie wird meist nicht angestrebt
und wird im universitären System zu wenig akzeptiert, gefördert
und honoriert.
Wie
sehen Sie die Perspektiven?
Der Wissenschaftsbetrieb wird international immer stärker
kontrolliert, und als Wissenschaftler/in steht man/frau unter
einem wachsenden Publikationsdruck, der oftmals die Anpassungsbereitschaft
an den Mainstream nur noch vergrössert. Die Sportpsychologie
geniesst - vielleicht auch wegen ihrer naturwissenschaftlichen
Orientierung - einen gewissen Respekt innerhalb der Sportwissenschaft,
steht aber beispielsweise in der Bundesrepublik - in der wegen
des aufkommenden Lehrerbedarfs wieder die Sportpädagogik gefragt
ist - nicht sonderlich hoch im Kurs (Indikator: Stellenanzahl
und -ausschreibung). Die Betrachtungsweise dessen, was Sportpsychologie
in Theorie, Praxis und Methodologie sein kann, muss erweitert
werden. Als zentrale Themen für die Weiterentwicklung möchte
ich folgende Themen vorschlagen:
1. The body in the psychologie of sport and exercise
2. Children and youth in sport and physical education
3. Passion and emotion in sport and exercise
4. Coaching for team building and competition in sport
5. Interventions to promote physical activity for health and
well-being.
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