Wie
sehen Sie die momentane Situation in der wissenschaftlichen
und praktischen Sportpsychologie?
Inhaltlich läßt sich die derzeitige Sportpsychologie dadurch
charakterisieren, daß sie sehr stark empirisch-deskriptiv
ausgerichtet ist. Dies führt zur Vernachlässigung umfassender
theoretischer Konzepte, die häufig unreflektiert aus der Psychologie
übernommen werden. Eine Konsequenz daraus ist, daß viele Fragestellungen
eine geringe Praxisrelevanz aufweisen. Dies bedeutet auch,
daß wichtige Praxisfelder (wie z.B. der Schulsport) stark
vernachlässigt werden.
Was die praktische Sportpsychologie betrifft, so ringt sie
nach wie vor um wirkliche Anerkennung. Dies hängt damit zusammen,
daß zu wenige Sportpsychologen langfristig in der Praxis tätig
sind, und diese häufig allgemeine, d.h. zu wenig sportart-
bzw. problemspezifisch ausgerichtete Konzepte anwenden.
Wie
sehen Sie die Perspektiven?
Ich sehe nicht, daß die angesprochenen Defizite mittelfristig
ausgeglichen werden können. Eine langfristige Perspektive
hängt von der Frage ab, welchen Stellenwert das Fach Sportpsychologie
zukünftig an den Universitäten haben wird.
|