Wie
sehen Sie die momentane Situation in der wissenschaftlichen
und in der praktischen Sportpsychologie?
International hat die wissenschaftliche Sportpsychologie einen
hohen Organisationsgrad, eine ausreichende theoretische Differenzierung
und ein zufriedenstellendes Qualitätsniveau erreicht. Allerdings
besteht die Gefahr einer Dominanz (und damit einer inhaltlichen
Einschränkung, um nicht zu sagen Armut) durch angloamerikanische
Theorien mit meistens sehr begrenzter Reichweite.
Durch die fehlende universitäre Einbindung ist die Situation
der wissenschaftlichen Sportpsychologie der Schweiz nach wie
vor schlecht. Hauptsächlich der fehlende Ausbau sportwissenschaftlicher
Institute kann als Ursache ausgemacht werden, dass höchstens
im Rahmen von Qualifikationsarbeiten vereinzelt hochstehende
Forschungsarbeiten realisiert werden. Der Bereich Sportpsychologie
des SWI in Magglingen ist auf anwendungsorientierte Forschung
beschränkt.
Vor allem im Leistungssport, aber auch in den eher gesundheitsorientierten
Bewegungsbereichen hat die Sportpsychologie eine wachsende
praktische Bedeutung erlangt. Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft
für Sportpsychologie (SASP) ist ein anerkannter Fachverband
innerhalb der FSP. Mit der Entwicklung von Qualitätsmanagementinstrumenten
und der Vorbereitung eines Postgraduierten-Curriculums im
Rahmen der FSP werden die Voraussetzungen geschaffen, dass
den steigenden Anforderungen der Praxis wirksam begegnet werden
kann.
Wie
sehen Sie die Perspektiven?
Körperliche Aktivität und Sport haben eine hohe gesellschaftliche
Bedeutung und Akzeptanz. Nicht immer sind die Angebote und
deren Durchführung aus psychologischer Sicht optimal. Es besteht
ein hoher Bedarf an pädagogisch-psychologischem Wissen und
Können bei den Anbietern und Organisatoren. Daraus ergibt
sich für die Sportpsychologie als Berufsfeld eine gute Zukunftsperspektive.
Dazu müssen allerdings folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
- Sportpsychologie ist als universitäres Lehrfach zu etablieren.
- Die theoretische Weiterentwicklung und die empirische Überprüfung
der Sportpsychologie müssen auch in der Schweiz vorgenommen
werden - unter Berücksichtigung sprachlicher, kultureller
und konzeptioneller Unterschiede.
- Die angewandte Sportpsychologie hat sich einer rigorosen
Qualitätssicherung zu unterziehen.
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